Adventskalender 2022 – Tür 10

WENN ES DUNKEL WIRD

Was hilft mir durch meine dunklen Zeiten? Wenn ich mich eingesperrt und abgehängt fühle?

Wenn ich mich ausgeliefert und alleine fühle? Wenn man mich im Stich lässt? Wenn die eigenen Kräfte nicht ausreichen?

Wenn ich buchstäblich ganz unten bin?

Katastrophen brechen unvermittelt über uns herein. Halt kann wegbrechen. Hoffnungsmomente können im Dunkeln versinken.

Existenzängste, Bedrohungssituationen, Ausweglosigkeit, Ängste, Depressionen, Abhängigkeiten, Verletzungen.

Was hilft, wenn der Satz „Alles wird gut!“ nicht mehr ausreicht? Wenn es auf meine Fragen keine Antwort gibt? Wenn die Trostlosigkeit über allem liegt?

Ich habe vor ein paar Jahren eine Geschichte entdeckt, die für sich sprechen soll:

Beim Spielen fällt ein kleines Kind in einen tiefen, schmalen Schacht. Passanten hören das klägliche Schreien und alarmieren die Rettung. Innerhalb einer halben Stunde schlägt das volle Programm auf:  Verwirrung, Panik, Menschen, die hin- und herrennen. Geschrei, Rufen, dass dies getan werden müsse oder dies und dann wieder das. Leitern, Schaufeln und Stricke werden bereitgestellt.

Lebt das Kind noch? Das sei die einzige Möglichkeit, das Kind noch zu retten, ist es, direkt neben dem Schacht einen neuen Schacht zu graben. Ein Bagger wird organisiert, der rumpelnd heranfährt.

Die einzigen, die bei all diesem Geschrei und Gerenne ruhig bleiben, sind die Eltern. Als sie zum Schacht kommen, wird es still. Jeder sieht, wie der Vater sich über die Öffnung beugt. Im selben Augenblick ertönt aus dem Schacht ein herzzerreißendes Geschrei: Das Kind lebt, ist völlig panisch. Jedes Mal, wenn sich jemand über da Loch beugt, wird es dunkel im Loch, und die Angst und Panik des Kindes wird immer größer.

Dann kommt der alles entscheidende Satz des Vaters: „Hab keine Angst. Wenn es dunkel wird, bin ich es!“

Das Geschrei verstummt, und sorgfältig gibt der Vater seinem Kind Anweisungen, was er zu tun und zu lassen habe. Er lässt ein langes Seil hinunter, erklärt wie er es unter seinen Achseln befestigt werden muss und beginnt dann, behutsam zu ziehen. Wenig später ist das Kind gerettet!

„Wenn es dunkel wird, bin ich es“

Keinen Augenblick Angst hat das Kind mehr gehabt, auch nicht, wenn es noch einmal dunkel wurde im Schacht.

Jedes Mal, wenn das passierte, war da die Zusage: „Wenn es dunkel wird, bin ich es.“

Wer ist für mich da, wenn es dunkel wird? Wer hält meine Dunkelheit aus?