Adventskalender 2022 – Tür 14

DUNKELKAMMER

Manchmal wird alles Zuviel:

Beruf, Kinder, Pflege des alten Vaters, Engagement, Anforderungen, die mich umtreiben.

Manchmal nimmt es überhand:

Meine vielen Kontakte, die zahlreichen Termine, die Einladungen, Kultur, Sport, Veranstaltungen, bloß alles mitnehmen, nur nichts verpassen.

Manchmal lässt es sich nicht abschalten:

Die vielen Gedanken, die offenen Fragen. Meine To-Do -Listen. Mein Perfektionismus. Ungeklärtes. Unversöhntes. Sorgen. Gedankenkarussel.

Da strömt so viel auf mich ein, dass ich am liebsten Ab – Schalten möchte. Aber ich kann nicht abschalten, weil ich meinen Kopf nicht ausschalten kann.

Wie sehr es mich umtreibt, merke ich erst, wenn ich zur Ruhe komme, innerlich leer werde.

Szenenwechsel.

Manchmal ist es einfach zu grell:

Straßenlaternen, Leuchtreklamen, Lichterketten, blinkende Deko, Bewegungsmelder, nächtlich beleuchtete Bürogebäude, nutzloser Dauerlichtmodus.

Man nennt es Lichtverschmutzung, wenn das Kunstlicht überhandnimmt und die optischen Lichtreize Mensch und Natur aus dem inneren Gleichgewicht bringen.

Tag und Nacht kommen auf schädliche Weise aus dem Takt. Die Auswirkungen auf Ökosysteme und Gesundheit sind fatal und alarmierend.

Vieles lässt sich nicht abschalten, doch allerhand ist möglich.

Die Natur kann nicht abschalten und sich regenerieren, wenn wir nicht abschalten, es dunkel werden lassen, der heilsamen Dunkelheit einen Raum geben.

Einfach mal ausschalten. Den Stecker ziehen. Pause.

Licht gewinnt an Wert, wenn ich auch Dunkelheit ertrage.

Mein Leben gewinnt an Qualität, wenn ich das Übermaß ausschalte.

Mich in Gelassenheit üben befähigt mich, mich meinen Ängsten und Sorgen zu stellen.

Einfach mal abschalten. In mich gehen. Abgeben, um wieder aufnehmen zu können.

Abgeschaltet. Meine innere Dunkelkammer. Nur so kann ich Lichtblicke entwickeln.